Gemischt genutzte Gebäude: Nutzen Sie Ihre Gebäude optimal
Die Mischnutzung ermöglicht eine optimale Ressourcen- und Flächennutzung. Sie bietet Raum zum Wohnen und für Kultur und fördert das Wachstum einer vielfältigen Nachbarschaft.
Das schnelle Wachstum urbaner Zentren treibt Stadtplaner weiter dazu an, immer neue Lösungen zu schaffen. Doch auch einige alte Ideen werden abgestaubt und modernisiert. Gemischt genutzte Gebäude und Stadtentwicklungen reichen bis in die Antike zurück. Heutzutage ist es kaum denkbar, dass ein Stadtplaner ein reines Büro- oder Wohngebäude konzipiert. Gemischt genutzte Gebäude nutzen nicht nur Ressourcen und wertvolle Flächen auf nachhaltige Weise, sondern bieten Stadtbewohnern auch Quartiere, die Arbeit, Wohnen, Einkaufen, Transportmittel und sogar Grünflächen kombinieren. Stadtplaner können mit diesem Konzept außerdem die Nutzung von Gebäuden im Laufe der Zeit flexibel anpassen. Wir nehmen einige inspirierende gemischt genutzte Gebäude und deren Vorteile unter die Lupe.
Zurück ans Reißbrett
Gemischt genutzte Gebäude sind keineswegs ein neues Konzept. Schon immer ließen sich Menschen in gemischt genutzten Gebieten nieder und vereinten all ihre Ressourcen in einem zentralen Bereich. Ein historisches Beispiel sind die alten Marktplätze im antiken Rom, auf denen sich Geschäfte mit Wohnungen, Verwaltungsgebäuden und häufig auch einer Bibliothek mischten.
Das Industriezeitalter brachte jedoch neue Bebauungsgesetze und eine striktere Trennung zwischen Wohn- und Arbeitsflächen mit sich. Dieser Trend wurde durch das Aufkommen des Autos weiter verstärkt: Das Zurücklegen weiter Strecken zwischen Wohnort, Arbeitsort und Einkaufsmöglichkeiten wurde zunehmend toleriert und immer mehr Menschen zogen von den Innenstädten in Vororte.
Heute jedoch hält die Mischnutzung wieder verstärkt Einzug in die Stadtentwicklung. Die Menschen kehren in die Stadt zurück und häufig wird eine hohe Erschließungsdichte angestrebt. Gleichzeitig sind die Baugesetze zu Mischnutzung seit den 1990er Jahren gelockert worden, sodass Architekten und Stadtplaner kreative Konzepte entwickeln konnten, um vielfältige Bedürfnisse der Stadtbewohner an einem einzigen Ort zu erfüllen.
Möglichkeiten kombinieren
Gemischt genutzte Gebäude haben zum Ziel, drei oder mehr Nutzungszwecke in einer Struktur zu vereinen, beispielsweise Wohnen, Hotellerie, Einzelhandel, Parkplätze, Transport, Kultur und Unterhaltung. Unabhängig von der Kombination werden in jedem Fall unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten in einem Gebäude oder einem kleinen Bereich zusammengebracht. Dabei sind zwei Formen gemischt genutzter Gebäude besonders häufig anzutreffen:
Vertikal. In einzelnen, mehrstöckigen Gebäuden werden üblicherweise in den oberen Stockwerken Wohnungen angeboten, während sich auf Straßenniveau Geschäfte oder Büros befinden. In einem Untergeschoss stehen Parkplätze und/oder ein Zugang zu unterirdischen Transportsystemen zur Verfügung.
Horizontal. Mehrere Gebäude sind über einen Häuserblock verteilt oder umgeben eine Freifläche oder einen Innenhof. Jedes Einzelgebäude dient einem oder zwei bestimmten Zwecken und erzeugt einen Mikrokosmos innerhalb einer Nachbarschaft.
Mischnutzung ist gut für die Nachbarschaft
Die Stadtbevölkerung wächst und mit ihr auch der Druck, dass Gebäude mit weniger mehr „erreichen“ sollen. Ein erfolgreiches Konzept für Mischnutzung hat jedoch nicht allein zum Ziel, so viel wie möglich in ein Gebäude zu packen. Sowohl die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner als auch die Auswirkungen auf die Umgebung müssen bedacht werden, genau wie die Frage, welche Vorteile für die weitere Nachbarschaft entstehen können.
Wenn sich ein gemischt genutztes Gebäude oder Projekt nahtlos in seine Umgebung einfügt, ist der kombinierte Effekt größer als die Summe seiner Teile. Dazu gehören beispielsweise die folgenden Vorteile:
- Größere Vielfalt und Dichte im Wohnungsbau
- Verbesserte Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
- Stärkerer nachbarschaftlicher Charakter
- Bessere Integration mit städtischen Dienstleistungen wie öffentlichen Verkehrsmitteln
- Flexiblere Anpassung an neue Anforderungen und somit langfristig ein längerer Lebenszyklus des Gebäudes
Die Mischnutzung kann ein Geschäftsviertel, in dem nachts alles geschlossen wird, zu einem Gebiet verwandeln, in dem rund um die Uhr Leben herrscht. Sie kann Menschen zusammenbringen, die sich üblicherweise nicht begegnen würden, die Autodichte auf den Straßen reduzieren und sogar dringend benötigte grüne Oasen schaffen.
Zugriffskontrollen und Bewegung in gemischt genutzten Gebäuden
Gemischt genutzte Gebäude benötigen immer ein Zutrittskontrollsystem, um sicherzustellen, dass Anwohner, Hotelgäste, Ladenbesucher und Geschäftsleute nur Zugang zu Gemeinschaftsbereichen und ihren eigenen Privaträumen haben. Transportlösungen spielen eine tragende Rolle darin, diese Bereiche getrennt zu halten und die Menschen gleichzeitig so schnell wie möglich an ihr Ziel zu bringen.
Intelligente Nachrüstungslösungen für Aufzüge können Nutzer mit Zutrittsberechtigungen bestimmten Gebäudebereichen wie einem Hotel oder einem Unternehmen zuordnen. Sie schaffen eine Entlastung in Stoßzeiten, indem die Aufzugnutzung vorhergesagt und der private Zugang zu Wohnbereichen ermöglicht wird, und sorgen somit für Sicherheit, Geschwindigkeit und Effizienz in gemeinsam genutzten Gebäuden.
Vía Vallejo in Mexiko-Stadt: Mischnutzung in Aktion
Die Vía Vallejo in Mexiko-Stadt umfasst Geschäfte, Wohnungen, Gesundheitsdienstleistungen und ein Hotel auf einer Fläche, die etwa der Größe eines Häuserblocks entspricht. Die Stadtplaner entwarfen ein attraktives Quartier mit zahlreichen Terrassen, Brunnen und Gehwegen. Das Ergebnis ist eine einladende Kombination aus Innen- und Außenbereichen für Anwohner und Besucher.
Die JR Towers in Nagora: Für jeden etwas
Die JR Towers in Japan sind eine große gemischt genutzte Anlage mit direkter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die drei Türme wurden über dem Bahnhof Nagoya errichtet, in dem sowohl Hochgeschwindigkeits-Fernzüge als auch lokale U-Bahnen abfahren. An diesem Ort werden ein Hotel und ein Tagungszentrum mit Büroflächen kombiniert. Der Gemeinschaftsbereich im Erdgeschoss bietet über Außenaufzüge einen unkomplizierten Zugang zur zweistöckigen Sky Street, die Besuchern des Wohnhochhauses eine eindrucksvolle Aussicht über die Stadt bietet.
Mischnutzung: Leben und lernen
Auch im Bereich der Hochschulbildung ist der Trend zur Mischnutzung angekommen. Das 35XV in Manhattan ist gleichzeitig Highschool und Wohngebäude. Das Erdgeschoss dient der Xavier High School als dringend benötigte Erweiterungsräume, während der darüber liegende elegante schräge Turm Wohnraum bietet, ohne die darunterliegende Straße zu überschatten.
Die Carlton Connective Initiative der University of Melbourne ist ein gemischt genutztes Grundstück, das Studenten, Unternehmen und Start-ups Raum bietet. Fünf Gebäude mit Büro- und Wohnräumen umgeben einen gemeinsamen Hof, der außerdem als Grünfläche für die lokale Gemeinschaft dient.
Der Mischnutzung gehört die Zukunft
Ein Gebäude mit mehreren Nutzungszwecken, das sich den Bedürfnissen seiner Umgebung anpasst, fördert die Entstehung vielgestaltiger Nachbarschaften. Gemischt genutzte Gebäude dienen längst nicht nur dem Einsparen von Ressourcen, auch wenn nachhaltiges Bauen ein reizvoller und wichtiger Vorteil dieser Bauwerke ist. Sie helfen uns auch dabei zu überdenken, wie wir städtische Flächen so gestalten können, dass die wachsende Urbanisierung zum Segen wird statt zum Fluch.
Image Credits
Highrise Gebäude, photo by 35007, taken from istockphoto.com
Masterplannig And Architectural Concept Competition For Mixed Use Development, video by Azim ATSA
Vía Vallejo, photos by Marcos Betanzos, credit to Grow Arquitectos
JR Central Towers, photo by Tomi Mäkitalo, taken from commons.wikimedia.com, some rights reserved
Presenting Australia’s leading innovation precinct, video by the University of Melbourne