Dank Hightech: Kunst wird zur immersiven Erfahrung
Digitale, interaktive Kunst zieht Besucher rund um den Globus in den Bann und stiftet Inspiration. Wir haben die innovativsten Kunstausstellungen besucht.
Städte wie Venedig, Miami und Kassel vereinen städtisches Flair mit künstlerischem Renommee. Die Biennale in Venedig, die Art Fair in Basel/Miami und die Documenta ziehen mit wegweisender moderner Kunst das Publikum in Scharen an. Öffentliche Installationen, Streetart und Pop-up-Shows haben längst Eingang in diese Events gefunden und Kunst noch stärker im Stadtbild verankert. Wie andere Branchen wurde auch die Kunstszene vom rasanten technologischen Wandel erfasst. Wir blicken auf innovative Kunstprojekte und Ausstellungen, die sich Technologie bedienen, um Kunst zugänglicher und vielfältiger erfahrbar zu machen.
Treffen sich Kunst und Technologie in der Großstadt …
Touristen zieht es nicht zuletzt wegen des breiten Kultur- und Kunstangebots in die Großstadt. Kunst trägt aber auch zu einer höheren urbanen Lebensqualität bei, indem sie Menschen zusammenbringt. Von öffentlichen Skulpturen und Streetart über renommierte Museen und Galerien bis hin zu alternativen Art Spaces – wo Kunst gedeiht, blühen ganze Stadtviertel auf.
Gleichzeitig reflektiert Kunst aktuelle Entwicklungen, Innovationen und den sozialen Wandel. Deshalb verwundert es nicht, dass derzeit Hightech die Kunstszene erobert: Die neue Generation an Künstlerinnen und Künstlern bedient sich wie selbstverständlich moderner Technologien wie Digitaltechnik, künstlicher Intelligenz und virtueller Realität. Die künstlerische Inszenierung erfährt neue Facetten und ebnet den Weg für eine neue Generation an Kunstliebhabern.
Das Gespann aus Kunst und Technologie eröffnet neue Perspektiven auf traditionelle Spielarten der Kunst. Dem Betrachter bieten sich neue Möglichkeiten, mit Kunstwerken zu interagieren und diese persönlich zu erfahren. Aus diesem Trend sind neue Museen und Ausstellungsorte rund um den Globus hervorgegangen.
Die Kunst der Zukunft: digital, interaktiv, wandelbar
Einige der aktuell angesagtesten Art Spaces bedienen sich digitaler Technologie. Längst gibt es eigene Museen für digitale Kunstströmungen. Das erste Haus dieser Art – und gleichzeitig auch das berühmteste – ist das von TeamLab gestaltete DIGITAL ART MUSEUM in Tokyo.
Die Ausstellungen, die mit 520 Computern und 470 Projektoren realisiert wurden, entfalten ein faszinierendes Formen- und Farbenspiel, das sich nach den Bewegungen der Besucher richtet. Zu den weiteren Arbeiten zählt ein japanisches Reisfeld, das sich gemäß dem Lauf der Jahreszeiten wandelt. Im vergangenen Jahr zog das Museum 2,3 Millionen Besucher an. Das Konzept wurde inzwischen auch in Shanghai auf den Weg gebracht, und TeamLab plant die Eröffnung eines DIGITAL ART MUSEUMS in Hamburg.
Technologie als Brücke zu Klassikern der Kunst
Traditioneller Kunst haftet in der jüngeren Generation oft das Image an, verstaubt und schwer zugänglich zu sein. Was könnten jahrhundertealte Künstler schon der Generation Z zu sagen haben? Einiges, versteht sich – doch anstatt zu versuchen, Skeptiker in den Louvre oder die National Gallery zu locken, suchen Ausstellungsplaner nach Lösungen, um Digital Natives auf halbem Weg zu treffen.
Das Atelier des Lumières in Paris präsentiert Werke von Künstlern wie Gustav Klimt und Vincent van Gogh als immersive Erfahrung. 140 Videoprojektoren und ein raumfassendes Soundsystem erzeugen eine digitale Ausstellungserfahrung auf einer Fläche von 3.300 Quadratmetern.
ASISI Exhibitions in Berlin lädt Besucher ein, in eine weit zurückliegende historische Epoche einzutauchen. Nach der Besichtigung der Überreste des Pergamonaltars im gleichnamigen Museum haben Besucher Gelegenheit, die antike griechische Stadt gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite im 360°-Panorama zu erleben. Das digitale Epochenbild erweckt Pergamon neu zum Leben und bietet Besuchern die Möglichkeit, den Altar an seinem ursprünglichen Standort in unversehrtem Zustand in Augenschein zu nehmen.
Urban Art, selbst gemacht
Andere Initiativen arbeiten für zeitlich begrenzte Kunstaktionen oder Pop-up-Ausstellungen mit führenden Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Im Fall von FLUTTER wurde ein wechselndes Künstlerensemble dazu eingeladen, anhand eines vorgegebenen Themas interaktive Erfahrungen zu gestalten. Dabei wurden die Künstler ermutigt, neue Medien wie VR, Projektionsmapping und ASMR einzusetzen, um die Grenzen dessen, was Kunst zu leisten vermag, weiter zu verschieben.
Die erste Ausstellung der Initiative fand in Los Angeles statt und lud Besucher ein, mit den Kunstinstallationen zu interagieren und selbst kreativ zu werden. Die Ausstellung verfolgte auch einen Bildungsauftrag: Jede der immersiven Kunsterfahrungen sollte Besucher dazu anregen, sich mit dem Thema psychische Gesundheit im Zeitalter von Social Media auseinanderzusetzen. Zukünftig soll Flutter auch in anderen US-Städten Fuß fassen.
Ingenieurskunst live erleben
Pop-up-Stores, globale Showrooms und Information Points greifen allesamt auf moderne Technologie (Digital, VR, Immersive/Responsive) zurück, um mehr visuelle Anziehungskraft zu entfesseln und neue Zielgruppen anzusprechen. Ein Paradebeispiel ist die EXPO 2020 in Dubai, bei der Länder technologische Neuerungen präsentieren werden.
Der Deutsche Pavillon beheimatet ein Future Energy Lab, ein Biodiversity Lab und ein Future City Lab, die sich allesamt um das EXPO-Thema Nachhaltigkeit drehen. Ein echtes Innovationshighlight ist dabei MULTI, der weltweit erste seilfreie Aufzug für Wolkenkratzer. Um zu illustrieren, wie diese Innovation städtische Mobilität revolutionieren kann, wird MULTI mithilfe digitaler und realer Elemente dem Publikum vorgeführt werden.
Die Vermählung von Kunst und Technologie wird weiter voranschreiten und neue Formate hervorbringen, die technische Innovation und den vorherrschenden Zeitgeist widerspiegeln, um noch mehr Menschen zu begeistern.
https://youtu.be/hV-atDyw9ws
Image Credits
Panorama 360° Pergamon, photo by asisi F&E GmbH, taken from commons.wikimedia.org, Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International
Tokyo Digital Art Museum 1, photo by rabbit_akra, taken from flickr.com, Creative Commons Attribution 2.0 Generic
Tokyo Digital Art Museum 2, photo by rabbit_akra, taken from flickr.com, Creative Commons Attribution 2.0 Generic
Tokyo Digital Art Museum 3, photo by rabbit_akra, taken from flickr.com, Creative Commons Attribution 2.0 Generic
Illusion, video by Laia Cabrera & Co.
Klimt at Atelier des Lumières 1, picture by Jean-Pierre Dalbéra, taken from flickr.com, Creative Commons Attribution 2.0 Generic
Klimt at Atelier des Lumières 2, pictures by Caroline Léna Becker, taken from flickr.com, Creative Commons Attribution 2.0 Generic
Klimt at Atelier des Lumières 3, pictures by Caroline Léna Becker, taken from flickr.com, Creative Commons Attribution 2.0 Generic
White Lantern, picture by Evgeny Tchebotarev, taken from pexels.com
Campus Germany, video by expo2020germany